Migranten zwischen Ost und West in der erzählenden Dichtung des deutschen Mittelalters. Kulturbegegnungsmechanismen und Hybridierungsprozesse

Stefanie Helmschrott

(Univ. Augsburg)

Status: Dissertation, geplanter Abschluss: 2014

Literarische Figuren, die in literarisch-inszenierte östliche bzw. westliche Kulturkreise gelangen und dort mit einzelnen Vertretern der jeweils anderen Kultur in Kontakt treten, bilden den Interessensschwerpunkt des Dissertationsprojektes. Hier geht es weniger um Bewegungen häufig anonym bleibender Massen, die in meist kämpferischen Konfrontationen aufeinander treffen, sondern vielmehr um konturierte literarische Einzelfiguren, die aus unterschiedlichen Beweggründen ihre gewohnte Umgebung verlassen, und in anderen kulturellen Kontexten auf Gegebenheiten treffen, die dazu führen können, dass Teile des anderen kulturellen Bezugssystems in einer Art Schwellenraum mit den Elementen der eigenen Identität in Wechselwirkung treten und in bestimmten Fällen koexistieren können. Der postkoloniale Theoretiker Homi Bhabha subsumiert diese kulturellen Dynamiken und Aushandlungsprozesse unter dem Schlüsselbegriff der Hybridität. Dieses Konzept wird neben der Anwendung einer soziologischen Taxonomie von Kulturbegegnungsmechanismen den theoretischen Kern der Arbeit bilden, auf dem eine literaturwissenschaftlich-philologische Analyse aufbaut, die west-östliche Kulturkontaktsituationen in epischen Werken des 13. Jahrhunderts in den Fokus der Betrachtung stellt. Dabei werden Auswirkungen von Migrationsbewegungen auf Identitätskonstitutionen und damit verbundene potentielle Hybridisierungsprozesse untersucht.