Gebetstexte als Zeugnisse monastisch-laikaler Frömmigkeit des späten Mittelalters. Analyse des "Herzmahners" unter Berücksichtigung der Umbrüche in Literaturbetrieb, Ordens- und Frömmigkeitskultur

Hedwig Suwelack

(Univ. Leipzig)

Status: Dissertation, geplanter Abschluss: 2019

Zum Ende des 15. Jahrhunderts kommt es – verstärkt noch durch das Aufkommen des Buchdrucks – zu einer massenhaften Produktion christlicher volkssprachiger Frömmigkeitsliteratur. Auch heute noch sind zahlreiche spätmittelalterliche Gebets- und Andachtsbücher erhalten. In der neueren frömmigkeitsgeschichtlichen und mediävistischen Forschung rücken sie immer mehr in den Mittelpunkt, ein Großteil der Gebets- und Andachtsbücher ist jedoch bis heute nicht untersucht oder ediert.

Hier soll das Dissertationsprojekt anknüpfen und als zentralen Text den „Herzmahner“ – ein Druck einer spätmittelalterlichen Übersetzung der „Orationes et meditationes de vita Jesu Christi“ des Thomas von Kempen – vor dem (frömmigkeits-)geschichtlichen Hintergrund (Kloster, Klosterkultur, Gebets- und Andachtstexte sowie Literaturbetrieb) in den Blick nehmen.

Dabei wird sich das Projekt schwerpunktmäßig einer detaillierten Textanalyse des „Herzmahners“ widmen, bei der neben den Quellen und der Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte vor allem die Intention des Textes, die Struktur der einzelnen Kapitel und des gesamten Textes, die Erzählsituation und –Perspektive sowie sprachliche Aspekte und Übersetzungstechniken im Vordergrund stehen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Performativität und die Techniken der Präsenzerzeugung gelegt werden. In der Analyse soll dabei untersucht werden, durch welche narrativen Strategien der „Herzmahner“ die Intention der jeweiligen Programme spätmittelalterlicher Frömmigkeit realisiert, so dass auf der Grundlage der Analyse Rückschlüsse auf die Formen gelebter Frömmigkeit im späten Mittelalter möglich werden.

Auf Grundlage der Recherche zu den Druckexemplaren des „Herzmahners“ wird eine Edition des Textes angestrebt.