Sehen und Erkennen. Exemplarische Spiegel in höfischen Romanen des 12. bis 14. Jahrhunderts

Katharina Gedigk

(Univ. )

Status: Dissertation, abgeschlossen

https://www.unige.ch/lettres/alman/de/enseignants/ehemalige/katharina-wimmer

Die Dissertation stellt den Spiegel als mentales Konzept respektive als Wahrnehmungs-, Deutungs- und Denkmuster in den Fokus und fragt danach, wie es sich in erzählenden Texten des Mittelalters manifestiert sowie nach seiner Funktion und Wirkung auf die Rezeption. Dabei werden verschiedene sogenannte Spiegelungsphänomene in den Blick genommen, wobei besonders die Figuren, ihre Funktion und Wirkung als ‚Spiegel‘ und damit als lehrhafte Vor-Bilder im Fokus stehen. Ziel ist es, herauszustellen, inwiefern durch die besondere Konzeption der Figuren als ‚Spiegel‘ das gesamte Werk im Sinne eines literarischen Spiegels (ähnlich einem Fürstenspiegel) rezipiert werden soll.
Das Textcorpus besteht aus drei höfischen Romanen des Untersuchungszeitraums des 12. bis 14. Jahrhunderts: Rudolfs von Ems Willehalm von Orlens, Johanns von Würzburg Wilhelm von Österreich als späterem Vertreter der Textsorte sowie Hartmanns von Aue Erec, der als Prüfstein für die Ergebnisse der beiden vorgängigen Werke dient.
Zum Zug kommen dabei klassische literaturwissenschaftliche Methoden, die mit der kognitiven Narratologie kombiniert werden. So ergibt sich anhand der Untersuchung des Konzepts des Spiegels ein neuer Blick auf die Literaturproduktion und -rezeption sowie auf die Vermittlung von gesellschaftlich relevanten Konzepten wie rehte minne, wîpheit, tugent, triuwe und riterschaft.