Wortgewandte Wappen. Inszenierungsformen des Heraldischen in der deutschen Literatur des Mittelalters.

Manuel Hoder

(Julius-Maximilians-Universität Würzburg)

Status: Dissertation, geplanter Abschluss: 2023

Trotz ihrer komplexen Ästhetik sind Wappen eine Quellengattung, deren Erforschung lange Zeit auf historisch-biographische Zugriffe eingeengt gewesen ist. Entsprechend sind die unzähligen literarischen Wappenmotive der mittelhochdeutschen höfischen Literatur bislang, wenn überhaupt, stark unter Gesichtspunkten der Identifikation und Genealogie betrachtet worden. Durch die ihnen innewohnende Intermedialität, Performanz und Narrativität beherbergen heraldische Zeichen als ästhetische und poetische Artefakte aber ein Bedeutungspotential, das über die rein mediale Vermittlung von personaler Identität hinausgeht.

Das Dissertationsprojekt beabsichtigt, dieses Potential ‚wortgewandter Wappen‘ durch einen kultursemiotisch-diskursanalytischen Ansatz sichtbar zu machen. Angestrebt ist eine kulturwissenschaftliche Öffnung der Heraldik im Bereich der höfischen Literatur und Kultur, komplementär zur bisher identifikatorisch-genealogisch ausgerichteten Forschung. In einem ersten Teil wird hierfür aus literarischen Zeugnissen ein systematischer Überblick über poetische Redeweisen, Verweis- und Bedeutungszusammenhänge und diskursive Formationen des Heraldischen in der höfischen Literatur geliefert. Der zweite Teil widmet sich dann drei besonderen Texten und Poetiken des Heraldischen im ‚Prosalancelot‘, in Konrads von Würzburg ‚Turnier von Nantes‘ und in Ulrichs von Etzenbach ‚Wilhalm von Wenden‘.