Sebastian Holtzhauer
(Univ. Osnabrück)
Status: Dissertation, geplanter Abschluss: 2018
Das Dissertations-Projekt wird sich unter Zuhilfenahme von methodischen Ansätzen aus dem Bereich der mediävistischen Retextualisierungsforschung dem Erzählkontinuum um den irischen Abt und Heiligen Brendan/Brandan († ca. 575) nähern. Das Brandan-Corpus weist mit über 200 überlieferten Handschriften und unzähligen Drucken enorme Ausmaße auf, die sich zudem zeitlich über etliche Jahrhunderte und räumlich über fast ganz Europa erstrecken. Dabei ist vor allem der sogenannte Navigatio- und Reise-Zweig in zahlreichen Volkssprachen retextualisiert worden (u. a. auf Altfranzösisch, Anglonormannisch, Italienisch, Katalanisch, Altnordisch, Niederländisch, Deutsch). Ziel der Dissertation ist es, in kursorischer Art und Weise unterschiedliche Formen und Konzepte der einzelnen Retextualisierungen aus dem Corpus aufzuarbeiten, unter anderem im Bereich des Zahlengebrauchs. Zahlen treten vor allem im Bereich religiöser Literatur immer wieder in Verbindung mit spezifischen Sinnträgern als sogenannte typische Zahlen auf und verweisen in ihrem allegorischen Gebrauch auf heilsgeschichtliche Dimensionen. Die Kenntnis dieser Dimensionen dürfte sich – je nach Rezipientengruppe (Kleriker, Laie) – im Einzelnen stark unterschieden haben, womit im übrigen oftmals auch die Wahl der Sprache (Latein oder Volkssprache) und Form (Prosa oder Vers) bei den Retextualisierungen eng verknüpft ist. So verwundert es nicht, dass sich die jeweiligen Textformationen im Gebrauch der Zahlen (Art und Häufigkeit) zum Teil wesentlich voneinander unterscheiden. Das, so ist zu vermuten, hat wiederum entscheidenden Einfluss auf die Mikro- und Makrostrukturen der entsprechenden Erzählungen im Sinne einer historischen Narratologie.