Julia Kermer
(Univ. Regensburg)
Status: Dissertation, geplanter Abschluss: 08/2024
https://epub.uni-regensburg.de/59186/
Mit seinem unvollendet gebliebenen Roman ‚Perceval‘ ruft Chrétien de Troyes zahllose Fortsetzer und Bearbeiter auf den Plan, die den Artus-Gral Stoff unterschiedlich ausgestalten: In der französischen Tradition verbindet sich mit dem Gral das Ende der Artuswelt. Wolfram von Eschenbach dagegen, der mit seinem ‚Parzival‘ den Gralsmythos in die deutsche Artusepik einführt, verleiht der Geschichte ein happy ending.
Diese beiden Traditionen führen Claus Wisse und Philipp Colin im Auftrag Ulrichs von Rappoltstein zusammen. Der ‚Rappoltsteiner Parzifal‘ verbindet dabei Retextualisierung mit Innovation: Seine Autoren schaffen allein durch die sorgfältige Kombination von Texten und das methodische Hinzufügen von Paratext neuen Sinn.
Von entscheidender Bedeutung ist die Einteilung des Werks in einen ‚alten‘ und einen ’neuen Parzifal‘. Sie illustriert, wie sich aus den wolframschen Ambivalenzen eine Krise des Artusrittertums, schließlich aber auch die Überwindung dieser Krise durch die Gralsuche entwickelt.