Renke Kruse
(Univ. Kiel)
Status: Dissertation, geplanter Abschluss: k.A.
Die Tierepen des 16. Jahrhunderts stellen einen entscheidenden literarhistorischen Wandel dar: Im produktiven Umgang mit der pseudohomerischen ‚Batrachomyomachia‘ betreten Klein- und Kleinsttiere die Bühne der Tierliteratur. Zu diesen Texten zählen der ‚Mückenkrieg‘ (1600) von Hans Christoph Fuchs, eine deutsche Bearbeitung der in makkaronischer Sprache verfassten ‚Moschaea‘ (1521) von Teofilo Folengo, und der ‚Froschmeuseler‘ (1595) von Georg Rollenhagen. Die humanistische Antikenrezeption integriert kaum typisierte Tiere wie Frösche, Mäuse, Mücken, Ameisen und Flöhe, wodurch Tier-Mensch-Beziehungen in ein neues perspektivisches Verhältnis gesetzt werden. Die in Johan Fischarts ‚Flöh Hatz, Weiber Tratz‘ (1573) geschilderten Mensch-Tier-Konflikte machen auch diesen Text relevant für eine Untersuchung des Spannungsfeldes von Animalität und Humanität in den frühneuzeitlichen Texten, welches Tier-Mensch-Beziehungen immer wieder neu konfiguriert. Die literarische Inszenierung der Animalität im ‚Mückenkrieg‘, ‚Froschmeuseler‘ und ‚Flöh Hatz, Weiber Tratz‘ führt zu einer neuen medialen Darstellung von Krieg, Gewalt, Körperlichkeit und Geschlecht.
Die Dissertation ist ein Teil des DFG-Forschungsprojektes ‚Beredte Tiere – Narrative Konfigurationen von Mensch-Tier-Beziehungen in der deutschsprachigen Tierliteratur des 14.-16 Jahrhunderts‘, welches die Darstellung und Funktionalisierung von Tieren in der Tierdichtung (Fabel und Epos) sowie der wissensvermittelnden Literatur (Naturkunde) untersucht.