Simone Loleit
(Univ. Duisburg-Essen)
Status: Sonstiges Projekt, geplanter Abschluss: k. A.
Wohl aufgrund der vermeintlichen Ortlosigkeit der Fabeln, die häufig wie auf einer leeren Bühne angesiedelt zu sein scheinen, sind die Kategorien Raum und Schauplatz in der Fabeltheorie und -forschung bislang wenig untersucht worden. Zielsetzung des Projekts ist es, eine Raumtheorie der Fabeln zu entwickeln und hierbei insbesondere das enge Verhältnis von Raum bzw. Schauplatz und tierischen (und menschlichen) Akteuren zu fokussieren.
Kulturell geprägte Räume wie das menschliche Haus und Naturräume wie Gewässer werden in Fabeln gleichermaßen zum Handlungs- und Begegnungsraum tierischer (und menschlicher) Akteure. Raum changiert in den Fabeln gewissermaßen zwischen Bio- und Semiosphäre (Lotman) und ist dabei handlungsfunktional strukturiert. Insofern spielt das Phänomen der (räumlichen, sozialen, semiotischen) Grenze eine zentrale Rolle für die Untersuchung, weswegen Akten der Grenzüberschreitung (durch Standortwechsel, Migration) sowie der Grenzziehung, Ab- und Ausgrenzung besondere Relevanz zukommt.
Die Textbasis der Untersuchung bilden mittelalterliche und frühneuzeitliche Fabeln (u. a. Ulrich Boner, Heinrich Steinhöwel, Burkhard Waldis, Hans Sachs; Gerhard von Minden; "Speculum sapientiae", "Dialogus creaturarum moralisatus"; Marie de France, Julien Macho).