»Novellistik des 13.–15. Jahrhunderts. Textauswahl, Übersetzung und Kommentar«

Katharina Philipowski

(Univ. Potsdam)

Status: Dissertation, geplanter Abschluss: 2026

https://www.uni-potsdam.de/de/mediaevistik/professur/prof-dr-katharina-philipowski/projekte

Katharina Philipowski (Potsdam) & Franziska Wenzel (Frankfurt a. M.)

DFG-Projekt »Novellistik des 13.–15. Jahrhunderts. Textauswahl, Übersetzung und Kommentar« (Schwabe-Verlag, Basel/Berlin)

Die Forschung zur Versnovellistik ist mit der rezenten sechsbändigen Ausgabe »Die Deutsche Versnovellistik des 13.–15. Jahrhunderts« (erschienen seit 2020) in eine neue, noch weithin offene vielversprechende Phase getreten. Für einen möglichst breiten, auch studentischen Kreis von Nutzerinnen und Nutzern möchten wir der nunmehr verfügbaren Materialfülle eine Übersetzung von insgesamt 60 ausgewählten Texten mit jeweils einem Kommentar zur Seite stellen, die im Schwabe Verlag erscheinen werden. Für die Übersetzung und Kommentierung haben wir Kolleginnen und Kollegen aus der Germanistischen Mediävistik gewonnen, die sich durch ihre Forschungsschwerpunkte für die Übernahme (meist) jeweils eines Textes besonders empfehlen.
Das Projekt sieht sich dem Ziel verpflichtet, Versnovellen für ein studentisches und außerakademisches Publikum zugänglicher zu machen. Zum einen laden wir deshalb die jeweiligen Bearbeiterinnen und Bearbeiter der Versnovellen dazu ein, die Editionstexte gegenüber der handschriftennahen Edition in den DVN behutsam anzugleichen, um so die Lesbarkeit für Studierende zu erhöhen. Wir machen in dieser Hinsicht allerdings keine verbindlichen Vorgaben, weil die Frage von Eingriffen in Editionstexte grundsätzliche philologische Positionen berührt. Das zweite Ziel ist die Übersetzung. Übersetzungen dienen im akademischen Unterricht als Vergleichsfolie für eigene Übersetzungen. Die im Rahmen des Projektes angefertigten Übersetzungen sollen die Übersetzungstätigkeit im akademischen Unterricht nicht erübrigen, sondern Anregungen für den Austausch über Übersetzungsmöglichkeiten ebenso liefern wie über die Deutungen, die jeder Übersetzung immer schon zugrunde liegen. Deswegen macht das Projekt bewusst ein breites Spektrum an Übersetzungsmöglichkeiten sichtbar: Neben der zeilengenauen auch die Prosaübersetzung und die Reimübersetzung. Übersetzungen sind aber auch der einzige Zugang für jene, die entweder jenseits der Altgermanistik oder außerhalb des akademischen Umfelds Interesse an den Versnovellen haben. Aufgrund ihrer thematischen und motivischen Breite, die ein ganzes Spektrum von Ehelehren, Marienmirakeln, Teufelserzählungen, geistlichen Exempeln und Schwänken umfassen, ist es besonders erwartbar, dass die Versnovellen auf das rege Interesse benachbarter Fächer, etwa anderssprachiger Philologien, der Religionsgeschichte, Kulturwissenschaft, Geschlechterforschung oder Kunstgeschichte stoßen. Eine Übersetzung ins Neuhochdeutsche scheint hier in besonderer Weise geboten und sinnvoll.
Der Kommentar soll gattungs- und motivgeschichtliches sowie (kultur)historisches Hintergrundwissen bereitstellen, über das Studierende in aller Regel noch nicht verfügen. Er soll so den Zugang zum Text und die Arbeit an der eigenen Interpretation des Primärtextes erleichtern. Da die Überlieferung und sprachgeschichtliche Besonderheiten von der vorliegenden DVN-Edition ebenso umfassend aufgearbeitet sind wie die mutmaßliche Entstehung des Textes und die zu jeder Versnovelle vorliegende Forschung, können sich die Kommentare, die im Rahmen des Projektes entstehen sollen, auf das konzentrieren, was zu leisten die Edition keine Möglichkeit hatte: Die ausführliche und eingehende literar- und kulturhistorische sowie diskurs-, gattungs- und motivgeschichtliche Erschließung der jeweiligen Texte, wobei die Schwerpunktsetzung für die Kommentararbeit jeweils der einzelne Text mit seiner Spezifik u.a. als Marienmirakel, Ehebruchsschwank oder Exempelerzählung vorgibt. Eine Veröffentlichung ist für Herbst/Winter 2026 geplant.