Politische Rede in der Literatur des Mittelalters

Malena Ratzke

(Univ. Hamburg)

Status: Dissertation, geplanter Abschluss: 2018

http://t1p.de/dgog

Das Promotionsprojekt untersucht Formen und Funktionen politischer Rhetorik in fiktionalen Texten vom 12. bis 15. Jahrhundert. Vorwiegend höfische, ggf. aber auch nicht zum Kernbestand höfischer Epik zählende Texte sollen darauf befragt werden, inwiefern sie Eloquenz als Bedingung für erfolgreiche Herrschaft bzw. erfolgreiche gemeinsame Politik inszenieren. Das Untersuchungsinteresse richtet sich dabei zum einen auf die Darstellung von Redekompetenz einzelner Figuren, die – etwa in der Tradition der Alexanderromane – als eloquente Herrscher, Ratgeber oder Diplomaten präsentiert werden. Von der Analyse entsprechender Redeszenen ausgehend soll zum anderen das Zusammenspiel verbaler und nonverbaler Formen symbolischer Kommunikation betrachtet werden, wobei besonders die Rolle von Rede im politischen Zeremoniell im Fokus steht. Eine dritte Fragerichtung zielt auf die poetologische Ebene der Texte. So können Szenen politischer Rede nicht nur als Beitrag der Verfasser zum politischen Diskurs verstanden werden, etwa in Form eines auf Beredsamkeit gründenden Herrscherideals; sie können auch programmatisch darauf ausgerichtet sein, dem Publikum die entsprechenden Fähigkeiten zu vermitteln, wie dies etwa von Konrad von Würzburg vertreten wird. Nicht zuletzt bieten die Szenen den Verfassern die Möglichkeit, ihr rhetorisches Können zu demonstrieren und ihre literarische Qualität zu beweisen.

Die Untersuchung knüpft an aktuelle Arbeiten im Bereich der Historischen Dialogforschung zu literarischen Redeszenen an und führt diese mit Ansätzen aus der historischen Oratorikforschung zusammen. Ziel ist es, den literarischen Diskurs über politische Rede sichtbar zu machen und auf Grundlage einer exemplarischen Auswahl von Texten Modelle zu seiner Beschreibung zu entwickeln.

Betreuer: Prof. Dr. Martin Baisch (Hamburg)