Der ‘Prosa-Lancelot’ – ein „spannender“ Roman? Eine Untersuchung literarischer Techniken zur Spannungserzeugung

Lisa Roth

(Univ. Osnabrück)

Status: Dissertation, geplanter Abschluss: 2024

Spannung gilt in mittelalterlicher Literatur allgemein als wenig relevantes Phänomen, was sich auch im vergleichsweise geringen Interesse der Spannungsforschung an Texten dieser Zeit wiederspiegelt.
Hauptziel der geplanten Arbeit ist es, zu zeigen, dass Spannung auch in mittelalterlicher Literatur eine wichtige Erzählkategorie darstellt, die wesentlichen Einfluss auf die Textstruktur haben kann. Hierzu wird exemplarisch der ‚Prosa-Lancelot‘ einer systematischen und detaillierten Spannungsanalyse unterzogen. Dabei soll herausgearbeitet werden, welche Spannungsarten und Spannungstechniken Verwendung finden und wie diese miteinander verknüpft werden. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse soll auch die Frage nach dem Spannungsstil dieses Werks beantwortet werden. Schon ein erster kursorischer Überblick offenbart, dass die Autoren des ‘Prosa-Lancelot’ Spannung auf vielfältige Weise im Text angelegt haben – und dabei Techniken verwenden, die uns aus moderner Unterhaltungsliteratur sehr vertraut vorkommen (z.B. Vorausdeutungen, Spiel mit ungleichem Figuren- und Rezipientenwissen, Perspektivwechsel, Cliffhanger u.a.m.).
Im Anschluss an die Textanalyse steht die Frage nach der historischen Rezeption des ‘Prosa-Lancelot’ im Fokus der geplanten Arbeit. Unter Einbezug der Analyseergebnisse und auf Grundlage von Informationen über das Leben, den Literaturbetrieb und die Literaturrezeption im Mittelalter sollen Schlüsse über das Spannungsverständnis des mittelalterlichen Lesers bzw. Hörers gezogen werden.